Gemeinden können sich als «Energiestadt» zertifizieren lassen. Damit sie das Label erhalten, ergreifen sie ganz unterschiedliche Massnahmen.
Setzt sich eine Gemeinde kontinuierlich für die effiziente Nutzung von Energie, Klimaschutz, erneuerbare Energien und umweltverträgliche Mobilität ein, erhalten sie das Label «Energiestadt». Es wird ihnen vom Trägerverein Energiestadt für jeweils vier Jahre verliehen – dann wird kontrolliert, ob die Auszeichnung noch immer gerechtfertigt ist. Auch Gemeindeverbünde können das Label beantragen.
Unterschiedliche Herausforderungen und Möglichkeiten
Um das Energiestadt-Label zu erhalten, müssen Gemeinden keine festgelegten Einzelbedingungen erfüllen. Beurteilt werden sie anhand ihres energiepolitischen Handlungspotentials. Von diesem Potenzial müssen sie mindestens 50 % ausschöpfen. Energiestadt ist also nicht gleich Energiestadt – verbindend ist aber, dass alle ausgezeichneten Gemeinden engagiert und erfolgreich Massnahmen rund um eine nachhaltige Energieversorgung und -nutzung ergriffen haben. Dass nicht alle Gemeinden über einen Kamm geschert werden, ist im Sinn der Sache: Herausforderungen und Lösungsansätze gestalten sich in einer kleinen Berggemeinde ganz anders als in einer Mittelland-Metropole.
LED-Beleuchtung und Holzschnitzel
Wie vielfältig die Massnahmen sein können, zeigen die Leistungen der neu in den Kreis der Energiestädte aufgenommen Gemeinden. Greppen zum Beispiel hat die Strassenbeleuchtung auf LED umgestellt und spart damit massiv Energie. Zudem wurden alle gemeindeeigenen Bauten an einen Holz-Wärmeverbund angeschlossen. Die Walliser Gemeinde Mörel-Filet hat das Wohnbauförderungsreglement an die Energieeffizienz gekoppelt, seine Holzschnitzel-Wärmeversorgung ausgebaut und mehrere Tempo-30- Zonen eingerichtet.
Lokale Ressourcen nutzen
Die Freiburger Gemeinde Semsales nutzt seine natürlichen Möglichkeiten besonders gut: In der Gemeinde gibt es viel Wald, für zwei kleine Fernwärmenetze wird daher einheimisches Holz verwendet; der neue Späneschuppen besteht vollständig aus Holz aus der Gemeinde. Eindrücklich ist auch der neue Energiemasterplan, den Semsales entwickelt hat. In der Sonnenstube der Schweiz nutzt man dafür eine andere lokale Ressource: Die Tessiner Gemeinde Collina d’Oro, die 2004 durch die Fusion von Agra, Gentilino und Montagnola entstand, wird ihr energiepolitisches Potenzial unter anderem mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gemeindehauses ausschöpfen.
Nötige Flexibilität
Die Beispiele zeigen: Energiestadt zu werden, ist eigentlich jeder Gemeinde möglich –entscheidend ist, dass sich Behörden und Bevölkerung für Nachhaltigkeit einsetzen und mehr tun als bloss das, was heute bereits selbstverständlich ist. Diese Flexibilität bei der Beurteilung ist wichtig, denn gerade im Bereich Energie gibt es ständig neue Entwicklungen – und angesichts der stärkeren Dezentralisierung bei der Energieproduktion spielen lokale Gegebenheiten eine immer grössere Rolle.
441 Energiestädte – Zuwachs in allen Sprachregionen
An der Labelkommissionssitzung am 12. März hat der Trägerverein vier neue Energiestädte aus allen Sprachregionen ausgezeichnet: in der deutschsprachigen Schweiz Greppen (LU) und Mörel-Filet (VS), im französischsprachigen Landesteil Semsales (FR) und im italienischsprachigen Collina d’Oro (TI). Damit gibt es jetzt schweizweit 441 Energiestädte. Zwölf Gemeinden wurden rezertifiziert und konnten den geforderten Standard sogar noch verbessern.
Neue und bestätigte Energiestädte, März 2019
Neue Energiestädte
- FR: Semsales (56 %)
- LU: Greppen (61 %)
- TI: Collina d’Oro (57 %)
- VS: Mörel-Filet (58 %)
Bestätigte Energiestädte
- AR: Herisau (63 %)
- FR: Attalens (72 %)
- GE: Satigny (64 %)
- LU: Dagmersellen (57 %), Horw (74 %)
- SG: Gaiserwald (66 %), Lichtensteig (63 %)
- TG: Diessenhofen (68 %)
- VD: Yverdon-les-Bains (74 %)
- VS: Vétroz (64 %)
- ZG: Risch (67 %)
- ZH: Kloten (67 %)